Wie selbstverständlich ist es für uns, den Wasserhahn aufzudrehen und frisches, sauberes Trinkwasser in bester Qualität erwarten zu können… Aber – unser Trinkwasser ist gefährdet. Leider immer öfter. Und die Gefahr lauert dort, wo man sie wahrscheinlich am wenigsten vermutet – in einem anderen „Nahrungsmittel“, dem Tier – und in fast vergessenen „Altlasten“.
Im Bereich der Mitterndorfer Senke, dem bedeutendsten Grundwasserreservoirs Mitteleuropas, das über 200.000 Menschen mit Trinkwasser versorgt – unter anderem auch die EinwohnerInnen des Bezirkes Mattersburg – lauern gleich mehrere Zeitbomben.
Dieses Gebiet hat sich nämlich in den letzten Jahren zu einem Zentrum für große industrielle Schweinezuchtfabriken entwickelt. Durch das Ausbringen von Gülle aus diesen riesigen Tierfabriken auf den Feldern hat die Nitratbelastung der Böden – und damit die Gefährdung des Grundwassers – bereits ein bedenkliches Ausmaß angenommen. Trotzdem sollen noch weitere Schweinezuchtbetriebe errichtet werden.
Erst vor wenigen Monaten konnte in der Nähe von Lichtenwörth ein Großprojekt mit 2490 Schweinen verhindert werden. Jetzt hat der Betreiber jedoch neuerlich um Errichtung einer Schweinefabrik angesucht – nur einige hundert Meter neben dem ursprünglich geplanten Projekt. Da bereits jetzt die Nitratwerte schon oft weit über dem Grenzwert von 50 mg/l und die Spitzenbelastungen bei einzelnen Sonden bei 175 mg/l angelangt sind, ist das eine gefährliche Drohung. Die wahre „Schweinerei“ dahinter ist jedoch: Ab 2.500 Tieren müsste es eine Umweltvertäglichkeitsprüfung geben. Getrickst wird hier also an allen Ecken und Enden!
Umstieg auf biologische Landwirtschaft in Wasserschutzgebieten
In Deutschland ist man schon einen Schritt weiter: Die Stadt Leipzig stand vor etwa 10 Jahren vor einem ähnlichen Problem, wie wir es heute aus dem Raum der Mitterndorfer Senke kennen. Die Felder im Bereich der Trinkwasserversorgung waren als Folge einer intensiven Schweinehaltung völlig überdüngt. Dies führte zu stark ansteigenden Nitratgehalten im Grundwasser. Sofort wurde die Notbremse gezogen und heute werden in diesem Gebiet 820 Hektar biologisch bewirtschaftet. Der Nitratgehalt im Grundwasser konnte dadurch halbiert werden.
Der Hintergrund: Die Art der Landwirtschaft entscheidet über die Qualität des Grundwassers. Industrielle Landwirtschaft mit hohem Einsatz an chemischen Pflanzenspritz- und Düngemitteln und der Überdüngung der Felder durch Massentierhaltung kann gerade in sensiblen Gebieten viel Schaden anrichten. Hingegen ist die positive Wirkung des biologischen Landbaus auf das Grundwassser gut belegt. Fazit: Gemeinden und Wasserversorger müssen den biologischen Landbau endlich als Partner erkennen und fördern! Landwirte im Bereich derart sensibler Gebiete, wie der Mitterndorfer Senke, sollten in Zukunft nur mehr Bio-Landwirtschaft betreiben dürfen.
Doch nicht genug des Ungemachs für unser Trinkwasser: Jetzt erst wurde bekannt, dass im Westen Wiener Neustadts eine Umweltbombe tickt. Seit Jahrzehnten lagern hier rund 680.000 Tonnen Aluminium-Schlacke aus Russland und bedrohen ….genau: unser Grundwasser.
Wir alle haben noch die furchtbaren Bilder aus Ungarn im Kopf, als dort im Oktober ein Deponiebecken brach und sich Tonnen roten, ätzenden Schlammes über ganze Ortschaften ergossen. Das Gebiet ist praktisch „tot“.
Die Anlage bei Wr. Neustadt ist undicht. Niederschlagswasser durchspült die giftigen Ablagerungen ebenso, wie das Grundwasser. Die Giftstoffe aus der Aluminiumschlackendeponie werden direkt in die Mitterndorfer gespült. Noch ist nicht Gefahr in Verzug – aber die Deponie müsste dringend saniert werden. Verantwortlich dafür wäre der Bund – die Kosten würden wohl mindestens 200 Mio. Euro betragen.
Vorrang für unser Trinkwasser: Wasserschutzplan sofort umsetzen!
Angesichts all dieser Bedrohungen für unser Trinkwasser, fordern die Grünen burgenlandweit einen umfassenden Wasserschutzplan, der die Bereiche Trinkwasserschutz, Grundwasserschutz, Abwasserentsorgung und Gewässerschutz umfasst. „Der Wasserschutzplan soll der Bevölkerung die Möglichkeit geben, gegen Ausbeutung, Verschmutzung und jede andere Bedrohung unserer Wasserreserven aktiv vorzugehen. Wasser ist die wichtigste Ressource der Zukunft“ so Sonja Sieber, Bezirkssprecherin der Mattersburger Grünen.
Der Wasserschutzplan Burgenland muss in einem demokratischen Prozess ausgearbeitet werden, der die Bevölkerung aller burgenländischen Regionen und ExpertInnen einbindet. Auf dieser Grundlage können Einzelpersonen, BürgerInneninitiativen und Gemeinden in Zukunft zum Schutz von Wasser, Mensch und Umwelt aktiv werden.
„Die landesweite Umsetzung des Wasserschutzplans ist für Mattersburg sehr wichtig, da wir auch von Problemen in anderen Bezirken direkt betroffen sein können und diese mittragen müssen“, meint die Bezirkssprecherin.
Eines ist klar: Wasser ist das „Gold der Zukunft“. Schützen wir es. Rechtzeitig!