Anfang Oktober lud Ludwig Scharinger, seines Zeichens Generaldirektor der Raiffeisenbank Oberösterreich, ins RaiffeisenForum, um mit einer Podiumsdiskussion „zur Aufklärung“ über die „Grüne Gentechnik“ beizutragen. Als Redner fungierte (neben Markus Hengstschläger und Gero Miesenböck) der Vorstand des Boku-Institutes für Mikrobiologie und Gentechnik, Prof. Heberle-Bors. Heberle-Bors ist als Gentechnikbefürworter bekannt und forscht zum Beispiel daran, wie man Pflanzen durch Genveränderung oder Gentransfer stressresistenter machen kann. Er ist der Überzeugung, dass Gentechnik den Hunger in der Welt vermindern und dass der Einsatz von GVOs den Bedarf an Chemie in der Landwirtschaft senken wird.
Dementsprechend argumentierte er im Raiffeisenforum, dass GVOs nicht gefährlich sind, eine Koexistenz mit dem Biolandbau möglich ist und Afrika GVOs „brauche“, um Armut und Hunger zu bekämpfen. Die biologische Vielfalt würde durch den Einsatz von Gentechnik in eine „funktionelle Homogenität“ umgewandelt (= zerstört!) – und alle profitierten davon. Sehr emotional wurde Herr Heberle-Bors als er davon schwärmte, dass transgene Pflanzen „powerful“ und männliche transgene Pflanzen überhaupt viel fertiler seien.
Deshalb verstehe er gar nicht, wieso die „Chance“ Gentechnik in Österreich auf so viel Ablehnung stoße. Die Österreicher seien leider Moralpäpste; es gehe immer ums Grundsätzliche und nicht ums Praktische. Ludwig Scharinger zeigte sich von den Ausführungen des Herrn Professor und dem „spannenden Thema“ begeistert und bedauerte gleichzeitig, dass viele Menschen keine Ahnung haben und dadurch ängstlich reagierten. Dabei bevorzuge doch jeder Mensch gesunde Pflanzen, die ja besser als kranke Pflanzen seien. Wieso darf es dann nicht sein, dass man gesunde Pflanzen von Grund auf erzeugt, mit Gentechnik eben? Scharinger scheint ein Herz für Pflanzen zu haben, bezeichnete er doch Gentechnik als „Sprachrohr für die Pflanzen“.
Menschen wollten ja auch nicht krank sein sondern gesund und haben deshalb viel weniger Einwände gegen die „rote Gentechnik“ in der Medizin. Das Gleiche gilt laut Scharinger für Pflanzen, nur könnten diese das nicht mitteilen – Pflanzen hätten leider kein Sprachrohr. Bei so viel „Aufklärung“ war es dann nicht weiter verwunderlich, dass Scharinger dem Herrn Professor nicht widersprach, als dieser meinte, in Österreich würde kein GVO-Soja importiert…Ebenso wenig überraschte es, dass das solchermaßen aufgeklärte Publikum keine Fragen stellen durfte.
Irmi Salzer
Pressesprecherin Via Campesina Austria,
Vorstandsmitglied der Grünen Bildungswerkstatt Burgenland